Edwin-Scharff-Museum, Neu-Ulm

Vom Wesen der Natur: SOULFOOD FÜRS AUGE
Die aktuelle Ausstellung „Vom Wesen der Natur“ ist ästhetisches Soulfood zur trüben Winterzeit. Bedeutende Werke der Landschaftsmalerei verwöhnen mit mediterranem Licht, bunten Herbstwäldern, bezaubernden Moorlandschaften und stimmungsvollen Sonnenuntergängen. Abgerundet wird die Sammlung von Andreas Gerritzen mit plastischen Werken rund um menschliche Emotionen.

Hans Thoma – Mainlandschaft (Sammlung Andreas Gerritzen)

Die kalte Jahreszeit schlägt Ihnen aufs Gemüt? Dann wirkt ein Abstecher in die aktuelle Ausstellung des Edwin-Scharff-Museums wie Balsam für die Seele. Es begrüßt Sie der „Frühling am Bachlauf bei Saeby“ von Peder Mørk Mønsted, effektvoll inszeniert vor türkisblauem Hintergrund. Das junge Grün der Blätter, die Wasserspiegelungen, das weiche Moos, dessen Duft beim Betrachten förmlich in die Nase steigt – hier werden Sie sich der Bedeutung des Ausspruchs „In der Ruhe liegt die Kraft“ mit allen Sinnen bewusst. Eindrucksvoll zeigt die Ausstellung „Vom Wesen der Natur“, wie vielfältig Landschaftsmalerei interpretiert werden kann. Die Sammlung von Andreas Gerritzen umfasst einige bedeutende Werke moderner Landschaftsmalerei wie die „Schule von Barbizon“. Diese stellte die persönlich empfundene Naturdarstellung über die klassizistische Kunstauffassung der Überhebung. Realistisch und harmonisch wirken die Werke, da sie auf künstliche Stilisierungen verzichten.

Peder Mørk Mønsted – Frühling am Bachlauf bei Saeby (Sammlung Andreas Gerritzen)

Mediterrane Farben, lichtes Moor
Beim Gang durch die Ausstellung passieren Sie unterschiedlichste Landschaften und können sich von der vielseitigen Umsetzung – von fotorealistisch anmutend bis zur pastosen Pinselführung – überzeugen. Die „Mainlandschaft“ von Hans Thomas lädt zum Verweilen ein, während „Bei Ariccia“ von Giovanni Battista Camuccini das goldene Licht Italiens zum Vorschein bringt. Edwin-Scharff-Museum, Neu-Ulm

Einen besonderen Stellenwert nehmen die Werke der Künstlerkolonie Worpswede bei Bremen ein. Deren berühmtester Vertreter Otto Modersohn überzeugt durch Bilder mit viel Tiefe. Der Mensch und sein Innenleben werden perfekt in die Landschaften zwischen Wasserreflexionen und feingliedrigen Birken wie in „Herbstmorgen am Moorkanal“ eingebettet. Da die „Schule von Barbizon“ als eine Wegbereiterin für den späteren Impressionismus gilt, dürfen große Namen wie Max Liebermann und Camille Pissarro in der Sammlung nicht fehlen. Die Ausstellung spannt den Bogen bis zur zeitgenössischen Freilichtmalerei. Beispiel: Ulrike Arnold hat ihr Gemälde „Brisbee, Arizona“ aus lokalen Farbpigmenten und mit dem Hammer zu Staub zerklopften Mineralien hergestellt.

Plastiken mit emotionaler Kraft
Neben einigen Werken aus dem Bereich „Stillleben“ wird die Ausstellung von Plastiken abgerundet, die das Wesen des Menschen oder vielmehr seine Empfindungswelt darstellen. Dazu gehören Werke der inneren Einkehr wie Joachim Karschs „Der sitzende Jünger“ als stiller Protest gegen das NS-Regime. Die vier weiblichen Plastiken von Gerhard Marcks versinnbildlichen hingegen Verhaltensweisen wie Nachdenklichkeit oder Anmut. dwi 

 

AUSSTELLUNGSDAUER : BIS 1. APRIL 2024

 

Fotos: Helge Mundt, Hamburg