Letzte Altsämischgerberei in Deutschland feiert 300. Jubiläum

300 Jahre Gerberei Kolesch
„Das Wissen aus 9 Generationen und die Erfahrung aus insgesamt 300 Jahren stecken in jeder unserer Lederhosen“, berichtet Seniorchef Jürgen Kolesch stolz. Die Geschichte des traditionsreichen Unternehmens, das immer im Besitz der Familie Kolesch war, reicht zurück bis ins Jahr 1723.

Jürgen und Marianne Kolesch

Rechtzeitig zur Jubiläumfeier am 1. Juli wurde das neue Firmengebäude mit dem rustikalen und zugleich modernen Ladengeschäft und dem Häutelager fertiggestellt und offiziell eröffnet. Die Sämischgerbung ist eine Spezialform der Weißgerbung. Ihre Besonderheit besteht darin, dass keine Chemikalien, sondern Dorschtran (Fettöl des Dorsches) als Gerbstoff verwendet wird. Dabei wird der Gerbstoff mit zentnerschweren Hämmern buchstäblich in die Haut hineingehämmert.

 

Juniorchef Achim Kolesch mit Biberachs OB Norbert Zeidler

Die Sämischgerberei ist sehr arbeitsintensiv, zeitlich sehr aufwändig und erfordert viel Erfahrung. Der gesamte Prozess umfasst etwa 50 Arbeitsschritte und dauert
insgesamt bis zu einem Jahr. Aber der Aufwand lohnt sich, denn es entsteht ein besonders geschmeidiges, weiches Wildleder, das auch höchste Qualitätsanforderungen erfüllt. Die gegerbten Hirschleder werden von Kolesch im eigenen Betrieb mit großer Sorgfalt zu Hosen, Jacken und Taschen weiterverarbeitet, die inzwischen weltweit Beachtung finden.

 

Robert Kolesch, Jürgen Kolesch

Bei Führungen im Gerbereigebäude und in der Walk im historischen Fachwerkhaus
aus dem Jahr 1699 erhielten die Besucher, darunter auch Biberachs OB Norbert Zeidler, interessante Einblicke in das traditionsreiche Handwerk. Und für das leibliche Wohl war mit einem Foodtruck, Getränkeständen, Kaffee und Kuchen auch gesorgt.
Text und Fotos: Hermann Genth