Thomas Witzel

TOP: Herr Witzel, wie lange waren Sie bei Mercedes tätig?
Thomas Witzel: Insgesamt sind es über 33 Jahre! Dass es so lang wird, hatte ich zunächst nicht geplant. Aber ich blicke auf ein total spannendes Berufsleben zurück, mit einem sicherlich recht ungewöhnlichen Werdegang. Gleich nach dem Studium ging ich zu Daimler und begann in der internationalen Nachwuchsgruppe Vertrieb. Sehr bald habe ich mein Interesse an Nutzfahrzeugen entdeckt. Ich fand die Kombination aus „facts and figures“ und Emotionen von Anfang an faszinierend.

Es folgten mehrfache Wechsel zwischen Tätigkeiten im operativen Geschäft und in der strategischen Vertriebssteuerung, sowohl im Inland als auch im Ausland. Besonders spannend war die Zeit von 2003 bis 2009, in der ich als Leiter des Regionalcenters Mittel-, Osteuropa und Afrika für 120 Länder verantwortlich war und unter anderem im Iran an dem Aufbau einer LKW Produktion mitgewirkt habe. Aber auch die Zeit von 2009-2013 als LKW Vertriebschef für Deutschland war hochinteressant. Ich habe damals mit meiner Frau für vier Jahre in Berlin gelebt. Seit April 2013 bin wieder in Neu-Ulm und habe im Januar 2015 die neu geschaffene Stelle des Vertriebsdirektors Nutzfahrzeuge Württemberg übernommen. Mein Verantwortungsbereich umfasst das gesamte Verkaufs- und Servicegeschäft für LKWs, Transporter und Vans in den Niederlassungen Neu-Ulm, Stuttgart, Reutlingen und Schwäbisch Gmünd.

TOP: Was gefällt Ihnen an Ulm?
Witzel: Ulm ist eine extrem „schaffige“ Region und daher speziell für die Nutzfahrzeugbranche etwas Besonderes. Für das Nutzfahrzeuggeschäft sind wir bundesweit eine der umsatzstärksten Regionen. Sowohl bei LKW als auch bei Transportern und Vans ist Mercedes sogar Marktführer in der Region.

TOP: Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?
Witzel: Unsere Stärke ist es, dass wir uns individuell auf die Kunden einstellen und sie über den kompletten Lifecycle ihrer Nutzfahrzeuge begleiten. Hierzu gehören auch die Ausbildung von Fahrern, Telematikdienste und Fahrerunterstützungsprogramme. Mit der präventiv vorausschauenden Information des Fahrzeughalters über demnächst anstehende Wartungsarbeiten bzw. Reparaturen – wir sprechen hier von up-time – unterstützen wir ihn bei seiner Zeitplanung und reduzieren auch die Standzeit der Fahrzeuge in der Werkstatt. Zusammengefasst kann man sagen, wir verstehen uns nicht primär als Nutzfahrzeugverkäufer, sondern als Mobilitätsdienstleister.
Und was die private Seite meines Erfolgs betrifft, so ist das der sehr gute Zusammenhalt in der Partnerschaft mit meiner Frau und in der ganzen Familie und die Freude und Begeisterung an dem, was ich tue.

TOP: Dass ein neues Nutzfahrzeugzentrum in Neu-Ulm gebaut wird, ist vor allem auf Ihr persönliches Engagement zurückzuführen. Was zeichnet das neue Nutzfahrzeugzentrum aus?
Witzel: Bei der Investitionsentscheidung stand Neu-Ulm im Wettbewerb mit mehreren ausländischen Standorten, u.a. Shanghai. Da freut es mich natürlich besonders, dass wir den Vorstand von der strategischen Bedeutung der Region Ulm/Neu-Ulm überzeugen konnten. Wenn das neue Center Ende 2018 in Betrieb geht, wird es der modernste Mercedes Nutzfahrzeugbetrieb in Europa sein. Unter anderem wird hier erstmals das gemeinsam mit dem TÜV entwickelte Digital Vehicle Scan System eingesetzt. Das System erkennt digital den Zustand des Fahrzeuges und kann sowohl für Reparaturempfehlungen als auch für die technische Überwachung ganzer Fahrzeugflotten eingesetzt werden.
Natürlich haben wir im neuen Nutzfahrzeugzentrum auch Hochvoltarbeitsplätze und elektrische Ladestationen vorgesehen, damit wir für die „elektrische“ Zukunft vorbereitet sind.

TOP: Wie sieht die Zukunft der Elektromobilität im Nutzfahrzeugbereich aus?
Witzel: Im internationalen Fernverkehr wird es auf absehbare Zeit keine Alternative zum Dieselmotor geben. Den Schwerpunkt beim Einsatz elektrischer Nutzfahrzeuge sehe ich beim innerstädtischen Verteilerverkehr. Mercedes steht kurz vor der Markteinführung elektrisch angetriebener Vans. Den Anfang macht der Vito, der noch in diesem Jahr vorgestellt wird. Im Jahr darauf kommt dann der elektrisch angetriebene Sprinter.
Aber auch elektrisch angetriebene LKWs sind seit einiger Zeit in der Erprobung. Wir rechnen damit, dass der E-Actros 2020 oder 2021 auf den Markt kommen wird. Allerdings gehen wir davon aus, dass größere Stückzahlen erst dann verkauft werden, wenn die induktive Ladetechnik, also das steckerlose Laden, serienreif ist und eine entsprechende Infrastruktur auf LKW Parkplätzen geschaffen wird.

TOP: Welche Rolle spielen Reisemobile, die sich ja vorwiegend an Privatkunden richten?
Witzel: Unser Reisemobilzentrum genießt bundesweit einen sehr guten Ruf, obwohl wir in der Zeppelinstraße räumlich recht beengt sind. Mit dem Neubau des Nutzfahrzeugzentrums, der Ende 2018 fertiggestellt wird, werden wir einen großzügigen Showroom haben und die Reisemobile attraktiv in Szene setzen können. Und so viel kann ich auch schon verraten: Auf der Basis des neuen Sprinters wird es wieder Reisemobile und Wohnmobile oberhalb des Marco Polo 
geben.

TOP: Wie sieht Ihre private Zukunft aus?
Witzel: Ulm bleibt mein Lebensmittelpunkt, denn hier fühlen sich meine Frau und ich sehr wohl. Ich freue mich auf mehr gemeinsame Zeit mit meiner Frau und darauf, einiges zu erledigen, was 
im Laufe der Jahre aus Zeitmangel vernachlässigt wurde. Beruflich wird es wohl mit einer Beirats- oder Consultingtätigkeit in der Logistik- bzw. Fahrzeugbranche weitergehen. Wobei ich es genieße, dass ich den Umfang dieser Tätigkeiten selbst bestimmen kann, so dass in Zukunft genügend Zeit für meine Familie bleibt.

TOP: Vielen Dank für das angenehme 
Gespräch und alles Gute für Ihren neuen Lebensabschnitt.

Fotos: Mercedes-Benz Vertrieb NFZ GmbH

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