Mercedes Nutzfahrzeug-Zentrum Neu-Ulm

TOP: Was ist das Besondere des neuen Mercedes-Benz Nutzfahrzeug-Zentrums?
Andreas Schmid: Wir bieten kundenfreundliche Werkstattzeiten von 07.00 bis 22.00 Uhr (montags bis freitags) und für die Fahrer auch einen Ruheraum, wenn mal außerplanmäßig eine Fahrzeug-Reparatur erforderlich wird und der Fahrer darauf warten möchte, bis diese erledigt ist. Außerdem liegt der neue Standort ideal in der Nähe der Autobahnen A7 und A8 und ist daher sehr gut erreichbar.
Den Mitarbeitern bieten wir ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze mit modernster Fahrzeugdiagnostik. Insgesamt haben wir 14 LKW Werkstattplätze, 8 Transporter Werkstattplätze sowie einen Motorenprüfstand und einen Dacharbeitsplatz. Mit der Eröffnung des neuen Zentrums ging ein regelrechter Ruck durch die Belegschaft. Wir haben ein hoch motiviertes Team und ein sehr gutes Betriebsklima. Alle freuen sich über die modernen Arbeitsplätze und die angenehme Arbeitsatmosphäre. Im technischen Bereich freuen wir uns immer über Initiativbewerbungen, und ebenso über Bewerbungen zur kaufmännischen und technischen Berufsausbildung. Alle Infos zum Bewerbungsprozess findet man auf unserer Homepage.

TOP: Welche Innovationen setzen Sie zur Fahrzeugdiagnostik ein?
Schmid: Das „FleetBoard“ Telematiksystem zur Kommunikation zwischen dem Fahrer und der Spedition erfasst etwa 400 im Fahrzeug verbaute Messpunkte, die einen detaillierten Überblick über den technischen Zustand des Fahrzeugs ermöglichen. So können demnächst notwendige Wartungs- oder Reparaturarbeiten frühzeitig erkannt werden und Werkstattaufenthalte entsprechend optimal terminiert werden. Auch eine direkte Kommunikation zwischen der Mercedes-Benz Werkstatt und dem Fahrer bzw. dem Fahrzeug ist möglich, wobei die Spedition grundsätzlich in Kopie gesetzt wird.

TOP: Wie funktioniert der Digital Vehicle Scanner?
Schmid: Der Digital Vehicle Scanner ist ein innovatives Kamerasystem, das innerhalb von 20 Sekunden Fotos der kompletten Außenhaut des Fahrzeugs erstellt. Kratzer und Beschädigungen an der Karosserie sind somit leicht und eindeutig feststellbar.

TOP: Was sind Ihre Ziele für die nächsten drei bis fünf Jahre?
Schmid: Unser Ziel ist es, weiter zu wachsen und unseren Kunden stets den modernsten Service zu bieten. Im Verkauf möchten wir unseren Marktanteil weiter steigern, vor allem im Einzelkunden-Geschäft.
Wir verstehen uns als Mobilitätsdienstleister. Dazu gehört, dass wir nicht nur Fahrzeuge verkaufen, warten und reparieren, sondern auch Leasing und Finanzierungen anbieten sowie bei Bedarf – in Zusammenarbeit mit der Mercedes Tochterfirma CharterWay – Ersatzfahrzeuge zur Verfügung stellen. Dazu gehören auch Anhänger, Trailer und Sonderfahrzeuge wie Kühl-LKWs. Ziel ist es, dass wir uns als Kompetenzcenter und Komplett-Dienstleister in den Köpfen unserer Kunden verankern.

TOP: Welche alternativen Antriebe für Mercedes-Benz Nfz kommen kurz- bzw. mittelfristig auf den Markt?
Schmid: Auch im Nutzfahrzeugbereich gehört die Zukunft der Elektromobilität, da bin ich mir sicher. Allerdings ist es noch offen, ob diese Zukunft batteriebetrieben sein wird. Denn die Rohstoffgewinnung für die Batteriefertigung ist begrenzt und auch die Entsorgung größerer Stückzahlen verbrauchter Batterien ist noch ungeklärt. Die Daimler AG forscht daher auch weiterhin intensiv an der Brennstoffzellentechnik.
Unsere Transporter Vito und Sprinter wird es demnächst mit E-Antrieb geben. Besonders im innerstädtischen Verteilerverkehr machen elektrisch angetriebene Fahrzeuge Sinn. Darüber hinaus ist eine Testflotte von unserer Actros-Baureihe mit elektrischem Antrieb im Einsatz. Einer unserer Kunden im Bereich des Verteilerverkehrs baut bei jedem Center sukzessive eine Ladestation für LKW. Standzeiten, um Waren zu entladen, können somit gut genutzt werden, um die Batterien nachzuladen, was die Reichweite erhöht.
Im europäischen Fernverkehr wird der Dieselmotor auf absehbare Zeit die erste Wahl bleiben. Was die Effizienz der Dieselmotoren betrifft, gibt es durchaus noch Potentiale und die gilt es zu realisieren.

TOP: Gibt es demnächst autonom fahrende LKWs auf unseren Straßen?
Schmid: Daimler ist führend bei der Entwicklung des autonomen Fahrens. Spurhaltesysteme und teilautonomes Fahren mit Starten, Überholen und Anhalten gibt es bereits, sowohl für PKWs als auch für Nutzfahrzeuge. Der Fahrer, der ja auch für das Be- und Entladen zuständig ist, wird aber weiterhin benötigt.
Es gibt Prognosen, die besagen, dass der Güterverkehr auf den Straßen bis zum Jahr 2030 um 40% zunehmen wird. Hierfür ist es zwingend erforderlich, dass wir effizientere Transportmöglichkeiten schaffen als wir sie heute haben. Lang-LKWs, die ja schon im Testbetrieb unterwegs sind, gehören dazu.

TOP: Welche Rolle spielen Reisemobile im Produktportfolio von Mercedes?
Schmid: Das Privatkundengeschäft mit Reisemobilen nimmt rasant zu. Demnächst wird es zusätzlich zum Marco Polo, der auf der Basis des Vito gebaut wird, neue, größere Modelle auf der Basis des Sprinters geben. In unserem Nutzfahrzeug-Zentrum haben wir begonnen, einen Showroom für Reisemobile zu integrieren, um den Kaufinteressenten eine Erlebniswelt rund um das Reisemobil anzubieten.

TOP: Vielen Dank für das interessante Gespräch.

Andreas Schmid ist seit November 2018 Vertriebsdirektor LKW Württemberg und kommissarisch auch für das Vertriebsgebiet Bayern mit den Niederlassungen Augsburg, München, Würzburg und Nürnberg zuständig. Zuvor war er knapp sechs Jahre in der Zentrale in Berlin für LKW Vertrieb und Services Deutschland verantwortlich, bevor es ihn wieder näher zum Retailgeschäft mit direkten Kundenkontakten zog.

Fotos: Mercedes-Benz VN GmbH