Weltklasse Leistungen in Biberach

Vor allem David Storl und Niko Kappel überzeugten das Biberacher Publikum. Der kleinwüchsige Kappel aus dem  schwäbischen Welzheim, Paralympics-

Sieger von Rio, stieß mit 13,81 Meter sogar einen Weltrekord, der allerdings tags drauf wegen einer nicht vorhandenen Anmeldung beim paralympischen Sportbund nicht anerkannt wurde. So blieb es lediglich bei einem deutschen Rekord.

„Egal, Kappel wird in den kommenden Wochen auch offiziell den Weltrekord stoßen, da bin ich sicher“, sagte Meeting-Chef Hans-Peter Beer, der seit dem vergangenen Jahr den Sportlern mit Handicap die Chance gibt, beim Vollmer-Cup an den Start zu gehen. Neben Kappel nutzte dies mit Sebastian Dietz ein weiterer Paralympics-Sieger von Rio. Und auch David Storl bewies wenige Wochen vor der WM in London mit 21,53 Meter seine sehr gute Form.

Es war angerichtet im Zentrum von Biberach. Einen Tag lang hatten 65 Menschen auf dem Marktplatz gewerkelt, um den Sportlern und Zuschauern wieder ideale Bedingungen zu bieten. Sie hatten gezimmert, gehämmert und die Technik installiert. Und diesmal sogar noch schneller als in den vergangenen Jahren. Auch im Sport funktioniert das Ehrenamt noch immer. Hans-Peter Beer blickte noch zum Himmel, der es kurz tröpfeln ließ, mit dem großen Regen aber bis lange nach Ende der Veranstaltung wartete. So hatten alle Spaß. Allen voran die beiden deutschen Vorzeigeathleten Storl und Kappel.

„Niko ist ein feiner Kerl und ein klasse Sportler“, beschrieb Storl den 22-jährigen Paralympics-Sieger. Beide hatten sich bei einem gemeinsamen Trainingslager vor Olympia in Berlin-Kienbaum kennen- und schätzen gelernt. Von Storl abgeguckt hat sich Kappel das Einpeitschen der Zuschauer. „Ich mag es, wenn es laut ist, die Menschen mitgehen“, betonte Kappel. So klangen laute Rhythmen von AC/DC und Queen über den Marktplatz, um die Wettkämpfer noch zusätzlich zu motivieren. Aber auch Songs von Wolfgang Petry und Ed Sheeran waren dabei.
„Die Atmosphäre ist einmalig“, freute sich Storl – trotz der unterschiedlichen Musikgeschmäcker. Der Leipziger steigerte sich in Biberach gegenüber der deutschen Meisterschaft zwei Tage zuvor in Erfurt um mehr als einen halben Meter. „Endlich ist der Knoten wieder geplatzt“, meinte sein Heim- und Bundestrainer Sven Lang. „Ich traue ihm in dieser Saison schon noch die 22 Meter zu.“

Warum denn nicht in London bei der WM? Da könnte sich der fast zwei Meter große und 124 Kilogramm schwere Hüne die verlorene Goldmedaille von 2015 wieder zurückholen. 2011 und 2013 war Storl bereits Weltmeister geworden. Die Zuschauer auf dem Biberacher Marktplatz jedenfalls glauben an ihn und mögen ihren Star, der seit Jahren dem Meeting die Treue hält und auch im Umgang mit seinen Fans deutlich umgänglicher geworden ist.

„Storl ist wie Kappel ein sehr sympathischer Bursche“, machte es die Runde auf den Tribünen, die Beer und sein Team wegen des eine Woche später stattfindenden Schützenfests nutzen konnten. „Genau deshalb machen wir es ja auch zu diesem Termin, anders wäre es logistisch auch gar nicht möglich“, sagt Beer. Der 58-Jährige hatte wieder einmal den großen Sport in die kleine Stadt an der Riß geholt. Eine Passion des waschechten Biberachers, die mehr als Anerkennung verdient. So war es auch für Stefan Brand, den Chef des Hauptsponsors Vollmer, die Zusage für zwei Jahre an Unterstützung für diesen sportlichen Höhepunkt kurz vor der fünften Jahreszeit der Biberacher zu geben. „Wenn man das heute Abend wieder erlebt hat, gibt es gar keine andere Lösung“, sagte Brand. „Athleten wie Zuschauer hatten einen tollen Event.“   mm

Fotos: Roland Trojan