IHK Hauptgeschäftsführer Max-Martin W. Deinhard

TOP: Herr Deinhard, IHK-Präsident Dr. Stefan Roell wünschte Ihnen zu Beginn Ihrer Amtszeit, dass Sie in die Region eintauchen und diese in sich aufnehmen. Wie viel von der Region ist schon in Ihnen?

Deinhard: Mir ist es wichtig, viele Einblicke in die Wirtschaftsregion zu bekommen. So entstand und entsteht ein umfassender Eindruck von der Region, ihrer Vielfalt und ihren Herausforderungen. Das Kennenlernen ist ein Prozess. Die Region ist groß und die Aufgaben sind vielfältig. In den Gesprächen waren wir uns einig, dass uns der regelmäßige Austausch voranbringt. Für mich persönlich wünsche ich mir, mich in der Region weiter zu verwurzeln. Und dass ich das gute Miteinander fortführe und wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern und Partnern dazu beitragen, dass die IHK-Region Ulm ein attraktiver Standort bleibt und sich auch in Zukunft bei wirtschaftlichen Unwägbarkeiten positiv entwickelt.

TOP: In der Region wurden in den vergangenen Jahren viele Dinge angestoßen und umgesetzt. Beispiele sind die ICE-Neubaustrecke, der Containerbahnhof im Ulmer Norden oder auch der Ausbau beruflicher Weiterbildungs-Angebote. Was sind Ihre persönlichen Ziele für die kommenden Jahre?

Deinhard: Für die kommenden Jahre sind es natürlich die übergeordneten Themen Fachkräftesicherung, Digitalisierung sowie der Ausbau aller relevanten Infrastrukturen, die unsere Arbeit für unsere Region prägen. Wenn Stellen unbesetzt bleiben, hat das tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Wirtschaft. Wir werden deshalb weiterhin alles dafür tun, dass der Bedarf der Wirtschaft an qualifizierten Fachkräften ausreichend gedeckt wird und unsere Infrastrukturen Schiene, Straße, Energie und Breitband für die Wirtschaft ausreichend sind.

TOP: Wie kann dies gelingen?

Deinhard: Wir setzen bereits bei der frühkindlichen Bildung an, engagieren uns für ein gutes Schul- und Bildungssystem mit ausreichender Berufsorientierung und interagieren mit starken Hochschulen. Alle eben genannten Themenschwerpunkte werden wir weiter fokussieren und die Umsetzung unserer Ziele mit unserem Team vorantreiben. Auch dringend anstehende Kapazitätserweiterungen oder Investitionen in neue Technologien gibt es nur dann, wenn dafür benötigte Fachleute da sind. Gleichzeitig führt der Wettbewerb um geeignete Fachkräfte zu steigenden Sorgen um die Arbeitskosten. Mit vielen ergänzenden Maßnahmen und Projekten trägt die IHK neben ihrem gesetzlichen Auftrag aktiv dazu bei, gegen den Fachkräfteengpass anzugehen.

TOP: Sie sehen sich als kritisch-konstruktiver Partner der Politik und öffentlichen Verwaltung?

Deinhard: Ja und dabei ist es wichtig, dass wir als IHK in Ulm ein wesentlicher Bestandteil eines starken IHK-Netzes sind: Mit den 11 anderen Kammern in Baden-Württemberg, gemeinsam organisiert im BWIHK, sowie mit allen 78 weiteren IHKs im DIHK in Deutschland. Dazu kommen die AHKs mit 140 Standorten in 92 Ländern.

TOP: Wie möchten Sie die IHK zukünftig positionieren?

Deinhard: Es geht insbesondere darum, wie wir uns als IHK noch kundennäher aufstellen können. Die Frage ist: Welchen Unterstützungsanspruch hat der überwiegende Teil unserer Mitglieder? Für die nächsten Jahre gilt es zu definieren, welche Dienstleistungen und Produkte unsere Mitglieder künftig benötigen, um noch erfolgreicher zu sein. Was können wir tun, um den Kundennutzen für unsere verschiedensten Kundengruppen auszuweiten? Kommunikation ist wichtig: Ziel ist es, das was wir als IHK tun und was uns ausmacht, über alle Kanäle zu streuen und mit unseren Mitgliedern zu kommunizieren. Per Brief, Newsletter, Fernsehen bis zum Internet und den Sozialen Medien. Daueraufgabe bleibt es, mehr Mitglieder von der IHK zu begeistern und sie im Idealfall zu Fans zu machen.

TOP: Die IHK ist Teil eines starken regionalen Netzwerkes. Wie werden Sie es weiter ausbauen?

Deinhard: Die Arbeit im Schwabenbund, im Biopharma Cluster South Germany, in der Innovationsregion Ulm, im Cluster Nutzfahrzeuge Schwaben sowie im Logistic-Cluster Schwaben – um nur wenige zu nennen – werde ich fortführen. Hier spielen wir die Mitglieder- und IHK-Themen aktiv und wir verbinden die jeweiligen Netzwerke miteinander. Es gibt weitere Vernetzungsimpulse: Wir werden noch mehr tun, um die Vernetzung von Startups, Gründern, Unternehmen und Hochschulen zu fördern. Jedoch nicht nach dem Gießkannenprinzip. Wir müssen kleine Netzwerke zusammenführen, um spezielle Herausforderungen lösen zu können. Bei einem kürzlichen Besuch im Silicon Valley konnte ich mich von der Wirksamkeit dieser Netzwerke überzeugen. Das Thema Künstliche Intelligenz werden wir mit den Hochschulen über eine Stiftungsprofessur voranbringen.

TOP: Was sind die ersten Schritte?

Deinhard: Zusammen mit dem Präsidenten, dem Präsidium und der Vollversammlung werden wir die Zukunft in den Blick nehmen und ein Strategiepapier erarbeiten, worin wir die wesentlichen Themen und Ziele der IHK für die Region bis zum Jahr 2030 definieren. Es dient als Orientierungsmaßnahme für die Arbeit des Hauptamts und zur Einschätzung für die Partner außerhalb der IHK. So etwas gibt es bislang noch nicht. Mein Ziel ist insgesamt eine enge partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Präsidenten, dem Präsidium und eine große Offenheit für Impulse aus der gesamten Vollversammlung.

TOP: Sie stammen aus der Nähe von Bremen und hatten während des Studiums in Konstanz erste Berührungen mit der schwäbischen Mentalität. Was unterscheidet uns Schwaben von ihren Landsleuten im Norden?

Fotos: Martina Dach (mitbedacht.com), Anita Gall (picslocation.de) 

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